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Psychoergonomie

Sollten wir unsere Umwelt nicht nur ergonomisch für unseren Körper, sondern auch für unsere Psyche gestalten?

Die Idee, dass wir uns überwinden müssen, um vernünftig und befriedigend agieren zu können, ist weit verbreitet. Doch wie vernünftig ist es von uns Menschen zu erwarten, dass wir gegen unsere angeborenen Reaktionsmuster handeln? Wäre es nicht wesentlich vernünftiger ein System zu gestalten, das für unsere Psychologie optimiert ist, anstatt gegen sie zu arbeiten?

Niemand baut bewusst Möbel, die so gestaltet sind, dass es uns schwer fällt mit ihnen zu interagieren, bloß weil sie dann mehr Platz oder andere Vorteile bieten. Uns ist klar, dass Möbel für uns selbst funktionieren müssen. Wieso denken wir nicht auch in Hinsicht auf unsere Psyche so? Wieso erachten wir uns als böse oder zumindest charakterlich unzureichend, wenn es uns nicht gelingt gemäß irgendwelchen Idealen zu handeln, die keine Rücksicht auf die Funktionsweise unserer Psyche nehmen?

In der physischen Welt haben wir uns daran gewöhnt, dass es sinnvoll ist, ergonomische Lösungen zu entwickeln. Was nicht ergonomisch ist, gilt dem entsprechend als unausgereift. Doch wenn wir durch unser Verhalten zu unerwünschten Ergebnissen kommen, bestehen wir meistens darauf, dass nicht unsere Regeln und Prozesse unpassend sind, sondern, dass wir Menschen falsch agieren.

Fällt es uns schwerer zu akzeptieren, wie wir denken und empfinden, weil diese Aspekte im Gegensatz zu physischen anatomischen Gegebenheiten unserer Körper nicht direkt sichtbar sind?

Seit es uns Menschen gibt, versuchen wir Neid, Gier und Vorurteile zu überwinden. Inzwischen sollte uns aufgefallen sein, dass wir uns unsere Psyche ebenso wenig aussuchen können, wie unsere Körper.

Aber welche Regeln und Prozesse könnte eine Gesellschaft haben, die auch geistig im Sinne der Ergonomie auf uns zugeschnitten ist? Asoziale Medien und Computerspiele sind offenbar für sehr viele Menschen extrem verlockend, doch ihnen fehlt leider völlig die Ausrichtung auf unser langfristiges Wohlergehen. Es gelingt uns leicht Mobs zu bilden und so ohnmächtigen Opfern zu schaden. Können wir solche psychischen Muster auf eine Art benutzen, dass wir durch sie stattdessen angenehmere Lebensbedingungen für uns alle etablieren und erhalten?

Eventuell ist es vernünftiger nicht auf unsere Vernunft zu zählen, und stattdessen Prozesse zu gestalten, in denen stattdessen unsere Ängstlichkeit und Verspieltheit Schlüsselelemente sind, um zu einem Alltag zu gelangen, der uns alle beglückt.