Leben wir in der Realität oder in einer Simulation? Und ist das überhaupt relevant?
Ein bekanntes Gedankenexperiment des Philosphen Nick Bostrom stellt fest, dass wir vermutlich in einer Simulation leben. Denn wenn wir grundsätzlich die Technologie dazu entwickeln und keinen Grund haben, diesen Schritt nicht zu machen, dann ist die Häufigkeit von Simulationen viel höher als die von realen Welten. Schließlich kann jede Realität zahllose virtuelle Realitäten enthalten. (Und in Erweiterung dieser Idee sogar jede virtuelle Realität noch mal beliebig tief verschachtelt weitere Realitäten.) Weil wir keine definitive Möglichkeit haben zu prüfen, ob wir in einer Simulation leben, scheint es statistisch plausibel davon auszugehen, dass wir uns bereits in einer Simulation befinden.
Selbstverständlich hängt dieses Argument davon ab, ob die Annahme zutrifft, dass wir ausreichend überzeugende Simulationen schaffen können und möchten. Wenn wir die Entwicklung am Unterhaltungssektor betrachten, deutet allerdings viel darauf hin. Und falls es uns gelingt automatisiert genügend Energie für eine überzeugende Simulation aus unserer Umgebung zu gewinnen, könnten wir sozusagen komplett in unsere Wunsch-Realität flüchten. Falls wir uns also nicht sowieso bereits in einer Simulation befinden, werden wir uns zumindest so bald wie möglich simulierte Realitäten erzeugen, die so ablaufen, wie wir das gerne hätten. Immersive Simulationen sind die logische Fortführung von immer realistischeren Computerspielen.
Wer möchte in unserer banalen Realität leben, wenn wir alles genauso erleben könnten, wie wir uns das wünschen? Es mag natürlich Leute geben, die nicht getäuscht werden möchten. Doch weil wir unmöglich feststellen können, ob nicht auch unsere aktuelle Realität bereits eine Simulation ist, erscheint diese Spitzfindigkeit als leeres Argument. Uns fehlt einfach die Gewissheit nicht ohnehin bereits in einer (womöglich trotzdem unbefriedigenden) Simulation zu leben.
Es stellt sich dabei eigentlich nur die Frage, ob wir bloß künstlich geschaffene Intelligenzen in einer Simulationen sind. Immerhin würden jene, die die Simulation erzeugen, vermutlich ihr Wissen um den Umstand bewahren, dass sie sich in einer Simulation befinden. Schon allein, damit sie eine eventuell doch unbefriedigende Simulation durch eine bessere ersetzen können.
Interessanterweise spielt es für unseren Alltag keine Rolle, ob wir in der Realität oder in einer Simulation leben, denn wenn wir keine Möglichkeit haben, den einen vom anderen Fall zu unterscheiden, dann ist die Frage nach einer eventuell dahinter liegenden Realität, komplett irrelevant.