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Internet

Zur Bedeutung des Internets, meiner persönlichen Geschichte damit und sein weitgehend unausgeschöpftes Potenzial.

Es ist schon bemerkenswert: Bereits Ende der 1990er-Jahre habe ich begonnen mit Webseiten zu arbeiten. Anfangs habe ich nur bestehende Webseiten aktualisiert. Inzwischen habe ich viel dazugelernt. Mein Hang zum Minimalismus hat sich bewährt, weil ich dadurch mit überschaubarem Aufwand durchaus brauchbare Webseiten erstellen konnte. Die Ergebnisse meiner Arbeit sind vergleichsweise zugänglich. Sie wurden ehemals in Suchmaschinen gut gefunden* und können relativ leicht aktuell gehalten werden, weil sie sehr spezifisch auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Meine Seiten sind üblicherweise nicht durch unnötig komplizierte Strukturen belastet.

*) Das mit der guten Listung in Suchergebnissen trifft heute nicht mehr zu, weil Suchmaschinen leider begonnen haben, die Häufigkeit der Verlinkung in asozialen Medien mit der Bedeutung von Webseiten für bestimmte Themen gleichzusetzen, und weil der tatsächliche Inhalt inzwischen wesentlich weniger berücksichtigt wird.

Die frühesten Webseiten im Internet waren rein textbasiert. Es gab weder Bild, noch Ton oder gar Video. Die bahnbrechende Neuerung gegenüber gewöhnlichen Textdokumenten abseits des Internets waren die sogenannten Hyperlinks, die es erstmals möglich machten statt mühsame Referenzlisten zu führen, relevante Inhalte über einen einfachen Klick direkt zugänglich zu machen. Das hat Recherchen extrem erleichtert.
Multimediale Inhalte sollten die Bandbreite der meisten Internetanbindungen noch für Jahre überlasten. Bei zu großen Bildern mussten Leute mehrere Minuten warten, bis sie die Inhalte einer Seite im Browser sehen konnten. Abgesehen davon gab es noch keine Standards, um multimediale Inhalte zuverlässig überall abspielen zu konnten.

Tabellenlayouts

Als ich mit der Gestaltung von Webseiten begann, war die Phase der rein textbasierten Webseiten großteils überwunden und sie galten als unattraktiv und altmodisch. Die aufregende neue Möglichkeit war es über Bilder optisch ansprechende Gestaltungen erstellen zu können. Überschriften wurden aus optischen Erwägungen meist nicht als Texte, sondern als Bilder eingebunden, um besondere Schriftstile benutzen zu können. (Es war damals weder technisch noch rechtlich möglich bestimmte Schriftarten in Webseiten einzubinden.) Dabei war es trotzdem wichtig darauf zu achten, nicht zu große bzw. zu viele Bilder einzusetzen, weil das die Seite zu langsam gemacht hätte.

Die statischen Webseiten, mit denen ich begann, bestanden meist aus in einander verschachtelten Tabellen. Das war die zuverlässigste Methode das Aussehen von Webseiten zu bestimmen. Alles, was anders als einfache Textzeilen sein sollte, wurde in Tabellenraster aufgeteilt. Die vielen einzelnen Zellen wurden dann je nach Gestaltung mit Bildfragmenten oder Texten befüllt. Dabei war alles in fixen Pixeldimensionen definiert. Der Quellcode wurde dadurch sehr unübersichtlich.
Deswegen etablierten sich sogenannte WYSIWYG-Programme, die es ermöglichten solche Gestaltungen zu erstellen, ohne den zunehmend konfusen Quelltext überhaupt beachten zu müssen.
Da es noch keine Stylesheets gab, musste das Aussehen in jedem Element direkt definiert werden. Das machte den Quelltext sehr umfangreich und Änderungen sehr mühsam, weil für jede optische Unterscheidung ein HTML-Tag notwendig war.
Meist enthielten Dokumente nach einigen Änderungen sehr viele Quellcode-Reste, die keinen Effekt hatten, aber alles noch unübersichtlicher machten. Das war besonders schlimm beim Einsatz von WYSIWYG-Editoren, weil niemand jemals den damit automatisch generierten Code bereinigte.

Immerhin variierten die Bildschirmgrößen der Anzeigegeräte noch nicht so radikal wie heute. Deswegen war es möglich im Allgemeinen fast überall brauchbare Gestaltungen zu machen, wenn die Breite der Layouts nicht größer war, als die Mindestbreite der verbreiteten Anzeigegeräte.

Frames

Zwischenzeitlich waren Framesets eine Erleichterung, weil sie es möglich machten eigene Unterseiten aus wiederkehrenden Elementen zu machen, die dann nicht auf jeder einzelnen Webseite noch einmal identisch angelegt werden mussten.
Allerdings warfen diese Subfenster neue Probleme auf, weil dabei jede Seite aus mehreren Unterseiten bestand, und es damit nicht mehr leicht möglich war, einfach einen Link aufzurufen. Schließlich mussten auch die passenden Subfenster geladen werden, und die waren oft – je nach gewünschter Unterseite – unterschiedlich.
Der Kommunikationsfluss über mehrere Subfenster war kompliziert und unübersichtlich. Spätestens die Verbreitung von Smartphones und Tablets lies Frames verschwinden, weil sie nur sehr umständlich mit variablen Bildschirmgrößen vereinbar sind.

Wer Serverseitige Skripte wie PHP verwenden konnte, setzte sehr bald sowieso keine Frames für wiederkehrende Seitenelemente mehr ein, weil solche Teile darüber direkt in den Code eingebunden werden können. Allerdings war es lange Zeit nicht üblich, dass Hosting-Angebote serverseitige Skriptsprachen unterstützten. Oft musste dafür ein Aufpreis bezahlt werden, und viele anbietende Unternehmen schreckten aus Sicherheitserwägungen davor zurück Skriptsprachen auf ihren Servern zuzulassen.

Stylesheets

Ein großer Befreiungsschlag war die Fähigkeit von Browsern Stylesheets zu interpretieren. Plötzlich war es möglich attraktive Layouts mit sehr übersichtlichem Code umzusetzen. Seither reicht ein einzelnes Stylesheet aus, um ein einheitliches Aussehen einer Webseite mit beliebig vielen Unterseiten zu bestimmen. Die Zweckentfremdung von Tabellen ist mit Stylesheets nicht mehr nötig. Der Großteil der ehemaligen Unübersichtlichkeit ist durch die klare Trennung zwischen Struktur mit Inhalt und optischer Präsentation überwunden. Webseiten brauchen nur mehr einen Bruchteil des ursprünglichen Codes und sind gleichzeitig auch noch leichter. Sie werden trotz attraktiverer Gestaltung schneller geladen.

Javascript

Diese Skriptingsprache läuft am Anzeigegerät statt am Server. Sie kann die Nutzungsfreundlichkeit steigern. Manche benutzen Javascript allerdings um vollständige Anwendungsprogramme im Browser zu realisieren. Browser sind keine optimierte Umgebung. Das ist meist ineffizient und unsicher. Es braucht nicht nur performante Anzeigegeräte, um all diese Abläufe im Hintergrund durchführen zu können, sondern es führt auch dazu, dass solche Webseiten nicht mehr ohne Javascript funktionieren. Es gibt kaum Fälle, in denen die jeweilige Funktionalität nicht auch anders umsetzbar wäre.

Aus meiner Sicht führt die mittlerweile fast allgegenwärtige Verfügbarkeit von Bandbreiten und Rechnerkapazitäten im Internet zu verschwenderischen Methoden. Die Zeit zum Optimieren von Abläufen könnte durchaus teurer als die Anschaffung von Geräten mit größerer Leistungsfähigkeit sein. Dabei wird aber die Investition von einer Quelle auf viele Endgeräte verschoben. Es wird also bei der einmaligen Entwicklung gespart und die häufige Ausführung verschwenderischer gestaltet. Das braucht unterm Strich zweifellos wesentlich mehr Ressourcen und ist dem entsprechend unvernünftig. Zusätzlich sind derart komplexe Skripte oft keine Freie Software. Wer seine Selbstbestimmung bewahren will, kann solche Webseiten nicht nutzen, weil verborgen gehalten wird, was genau diese Skripte am eigenen Gerät tun.

SAAS

Aber auch auf Servern laufende Programme sind nicht unproblematisch wenn sie Dinge tun, die mit Freier Software am eigenen System laufen könnten. Bei entfernten Systemen haben wir nämlich keine Möglichkeit zu überprüfen, was dort mit unseren Daten angestellt wird. SAAS steht für software as a service und in so einem Fall müssen wir dem Server völlig blind vertrauen. Dort laufende Programme beanspruchen zwar unsere persönlichen Geräte nicht, aber wir sind dabei diesem Server komplett ausgeliefert. Besonders wenn wir keine Dateien erhalten, die wir auf unseren eigenen Geräten ablegen und weiter verwenden können. In diesem Fall können wir die Software (und unsere eingegebenen Daten) nur nutzen so lange der Server uns den Dienst nicht verweigert.
Bei normalen Webseiten sind serverseitige Skripte kein Problem, weil sie keine persönlichen Daten von uns verarbeiten und lediglich laufen, um eine praktisch statische Webseite an unseren Browser zu liefern. Doch sobald wir mit einer Webseite interagieren, indem wir Daten eingeben, müssen wir darauf vertrauen, dass am Server verantwortungsvoll mit diesen Daten umgegangen wird.

CMS

Mit wachsender Kapazität der Internetanbindungen und Endgeräte sowie der einfacher werdenden Verfügbarkeit von Webseiten haben sich sogenannte Content Management Systeme (CMS) fürs Web etabliert. Früher haben am eigenen Computer installierte WYSIWYG-Programme die Erstellung von Webseiten ermöglicht, die anschließend über ein eigenes FTP-Programm auf einen öffentlich verfügbaren Webserver geladen werden konnten. Somit konnten auch Personen, die keinen HTML-Code verstehen, Webseiten erstellen.
Der nächste Entwicklungsschritt sind Webseiten, die direkt über Formulare im Browser verwaltet und aktualisiert werden können. So lange keine individuelle Anpassung gewünscht ist, stellt diese Technologie zweifellos eine Demokratisierung des Internets dar, weil dadurch Menschen mit wesentlich weniger Hintergrundkenntnissen ihre eigenen Webseiten veröffentlichen können. (Ich will nichtbehaupten, dass das Internet immer demokratischer werden würde. Leider geht die Entwicklung allgemein zunehmend in Richtung Überwachung und Fremdbestimmung.)

Allerdings müssen solche Systeme vielseitige Anwendungsfälle erlauben, um den Entwicklungsaufwand zu rechtfertigen. Das macht ihren Quellcode kompliziert, unübersichtlich und umfangreich. Ein Großteil des letztlich von Browsern zu interpretierenden Codes wäre für die jeweiligen Projekte eigentlich überflüssig. Er ist aber dennoch enthalten, weil eben möglichst viele unterschiedliche Seiten über das selbe CMS umsetzbar sein sollen.

Zusätzlich bringt der aufgeblasende Code, der auf sehr vielen Webseiten im Einsatz ist, Crackern eine willkommene Angriffsfläche. Es werden oft Sicherheitslücken ausgenutzt, und viele Personen verabsäumen es die häufigen Sicherhaltsaktualisierungen rechtzeitig einzuspielen.
Wegen ihrer Komplexität können – abgesehen von einigen oberflächlichen Variationsmöglichkeiten – in der Regel nur sehr geübte Fachkräfte über solche Systeme verwaltete Webseiten individuell anpassen.

Asoziale Medien

Ein weiterer logischer Entwicklungsschritt waren Portale, auf denen Menschen nur Profile erstellen müssen, um sich zu Wort melden zu können. Leider ist dabei meist keine echte Meinungsfreiheit möglich. Personen, die sich dort registrieren, müssen sich vollständig den vordefinierten Regeln unterwerfen.
Obwohl sie sich gerne diesen Anschein geben, bieten solche Plattformen keinen neutralen Zugang zur Öffentlichkeit. Sie vermarkten Auswertungen unserer Aktivitäten und zeigen uns nur an, was ihnen wirtschaftlich nützt.

Für Politik und Wirtschaft ist diese personalisierte Kommunikation höchst effektiv, weil es darüber möglich wird einzelnen Personen jeweils für sie zugeschnittene Informationen zu vermitteln, ohne gleichzeitig andere damit zu verstören. Es ist so möglich allen mitzuteilen, was sie gerne hören oder sehen wollen. Widersprüche zwischen Behauptungen gegenüber unterschiedlichen Personen fallen dabei nicht unangenehm auf, weil alle immer nur in ihren jeweiligen Blasen stecken und nicht sehen, was andere vermittelt bekommen.

Es ist leicht diese nach sehr spezifischen Gesichtspunkten betriebenen Plattformen mit einer ungefilterten Öffentlichkeit zu verwechseln. Aber die absolute Kontrolle über den Informationsfluss und die vollständige Überwachung aller Aktivitäten auf diesen Plattformen macht sie zu totalitären Propagandamaschinen. Die Illusion der Freiheit ist vermutlich das gefährlichste Element dieser Portale.

Weil diese Plattformen kostenlos (oder zumindest billiger als anderswo) unvergleichbar große Reichweiten bieten, entsteht der Eindruck, dass es keine brauchbaren Alternativen für sie geben würde. (In wie weit diese Statistiken tatsächlich stimmen, sei dahingestellt. Immerhin sind das keine unabhängigen Auswertungen, sondern Teil der Vermarktungsmaschinerie dieser Portale.) Doch wenn wir uns auf diese Plattformen verlassen, sind wir ihnen völlig rechtlos ausgeliefert. Wir geben damit unsere Selbstbestimmung auf und locken alle, die an unseren Inhalten interessiert sind, ebenfalls in diese Falle. Es ist also ethisch höchst bedenklich asoziale Medien mit Inhalten zu füttern … und sei es nur durch passiven Konsum ohne je selbst Inhalte zu teilen. Immerhin stärkt jede irgendwie geartete Teilnahme ihre Reichweite und Möglichkeiten zur Informationskontrolle.

Natürlich gibt es schon viel länger Chats, Foren und Mailinglisten. Diese haben es ebenfalls ermöglicht über physische Grenzen hinweg weltweit Menschen zu erreichen. Doch haben diese technischen Lösungen nicht diese neueren Möglichkeiten zur Totalüberwachung und Kontrolle. Daher entfalten sie auch nicht die problematischen Effekte der asozialen Medien.

Selbstorganisation

Mich verblüfft, dass wir schon seit Jahrzehnten über das Internet vernetzt sind und immer noch in den Kinderschuhen stecken, was die Nutzung des Potenzials angeht. Das wichtigste Thema diesbezüglich scheint mir Ressourcenmanagement zu sein. Wir haben nur zögernd bescheidene Anfänge gemacht.

Die erste wichtige Errungenschaft sind wohl Newsgroups und später Foren gewesen. Über sie konnten wir erstmals auf bequeme Weise vergleichsweise rasch weltweit Wissen unter einander austauschen. Das ist ein sehr mächtiges Werkzeug, dass zum Beispiel die weltweite Zusammenarbeit in der Freien Software Bewegung möglich gemacht hat. In den Bereich Wissensaustausch fällt natürlich auch die Wikipedia, die inzwischen praktisch alle auf Papier gedruckten Enzyklopädien ersetzt hat.

Im Finanzbereich wurden erstaunlich spät Crowdfunding-Plattformen aufgebaut. In einen Graubereich fällt wohl die Blockchain, die vermutlich mehr ein Informationsproblem löst, als eine gute Basis für eine brauchbare online Währung zu bilden. Die darauf basierenden Cryptowährungen sind bisher zu instabil, um ein praktisches Tauschmittel abzugeben. Abgesehen davon fehlt bisher die Möglichkeit mit ihnen ebenso bequem anonym bezahlen zu können, wie mit Bargeld.
Allerdings stellt sich sowieso die Frage, ob die Idee des Tauschens in unserer sich immer rascher wandelnden Gesellschaft zukunftsfähig ist. Besonders wenn eine bedarfsgerechte Verteilung des Wohlstandes von bezahlter Arbeit abhängt, die wegen wachsender Automatisierungsmöglichkeiten immer weniger nötig ist.

Einen festen Platz in unserer Ressourcenverwaltung haben online Börsen erlangt. Sie sind unvergleichlich praktisch um Überschüsse und Mängel auszugleichen. Es gibt in einer vernetzten Welt keinen vernünftigen Grund lokal einen Mangel an einer Ressource zu haben, die anderswo im Überfluss vorhanden ist.

Erstaunlicherweise haben wir es bisher aber noch nicht geschafft einheitliche Standards für die Verwaltung zu etablieren. Es haben sich fast überall regionale Monopole mit proprietären Schnittstellen etabliert. Alternativen, die offene Standards einführen und einhalten, können sich nicht gegen die bereits bestehenden dominanten Projekte behaupten. Der Netzwerkeffekt scheint ein grundsätzliches Problem zu sein, das wohl nur durch eine staatlich auferlegte Verpflichtung zur Einhaltung offener Standards überwindbar wäre.

Persönlich ...

Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit der Erstellung von Webseiten. Und immer wieder haben mich Visionen zu meinen eigenen Projekten beschäftigt. Einige davon habe ich tatsächlich umgesetzt. Keines davon war bisher irgendwie relevant.

Dieses Phänomen erlebe ich nicht nur in diesem Kontext. Ich habe mir verschiedene Fähigkeiten erarbeitet, Projekte umzusetzen, aber letztlich habe ich offenbar nichts Relevantes mitzuteilen. Dabei ist mir klar, dass viele der Projekte, die ich für andere umsetze, ebenfalls nicht relevanter sind. Trotzdem fühlt es sich seltsam an, klare Qualitätsmaßstäbe im Kopf zu haben, die ich in der Welt vermisse und trotzdem irgendwie im Leeren zu hängen, wenn es darum geht, sie tatsächlich praktisch umzusetzen.
Meist habe ich den Eindruck, dass die Dinge, die mir wichtig sind, anderen Leuten kaum relevant erscheinen: